RECLAIM KITKAT
Statement zur Awareness-Arbeit von b-aware im KitKat Club
Seit etwa zwei Jahren arbeitet b-aware bereits mit Section 8 in den Räumen des KitKats zusammen. Dazu ist wichtig zu betonen, dass der KitKat Club zwar der Ort ist, an dem diese Veranstaltungen stattfinden, jedoch die Gruppe Section 8 die veranstaltende Partei ist. Wir möchten deutlich machen, dass wir uns von den Vorfällen, die im Zusammenhang mit dem KitKat genannt werden, mit aller Stärke distanzieren. Dazu gehören Vorwürfe wie die Teilnahme von Till Lindemann an mindestens einer Veranstaltung (siehe GROOVE), die Präsenz rechtsextremer Türpersonen (siehe TAZ und EXIF) sowie diverse queerfeindliche Vorfälle an der Tür. Es ist jedoch wichtig anzumerken, dass eine interne Umfrage unter allen Kollektivmitgliedern stattgefunden hat, bei der sich mehrheitlich für die Weiterführung der Zusammenarbeit ausgesprochen wurde. Dennoch gibt es innerhalb von b-aware weiterhin Diskussionen über die Zusammenarbeit. Jede negative Erfahrung im KitKat wird von uns ernst genommen, und wir betonen, dass eine sexpositive Veranstaltung nicht bedeutet, dass Menschen Dinge tun oder ertragen müssen, die ihre eigenen Grenzen überschreiten, um "dazuzugehören". Dies umfasst das Verletzen individueller Grenzen, sowie jegliche Diskriminierungserfahrungen. Angesichts der negativen Vorfälle in der Vergangenheit sind wir uns bewusst, dass der KitKat Club für viele Menschen derzeit kein sicherer Raum ist.
Zunächts möchten wir allerdings erklären, warum aus unserer Sicht die Weiterführung der Awareness-Arbeit auf der Four Play wichtig ist: Durch unsere Präsenz wollen wir das vergangene Fehlverhalten vom KitKat nicht relativieren oder gar kleinreden. Wir glauben allen Betroffenen und treten für deren Deutungsmacht ein! Wir versuchen den Spagat zu schaffen, für Betroffene da zu sein, trotz dessen, dass die Veranstaltung in den Räumlichkeiten des sehr unaufgeklärten Kontexts des KitKat Clubs stattfindet. Im KitKat ist es unsere Meinung nach von besonderer Bedeutung, dass es eine hochwertige Awareness-Arbeitsumgebung gibt.
Wir können allerdings beobachten, dass sich die Zusammenarbeit im Laufe der Zeit weiterentwickelt hat. Einige wesentliche Veränderungen sind erkennbar, insbesondere wird der Awareness-Raum kontinuierlich zur Verfügung gestellt. Abgesehen von unserem Ziel für die Besuchende auf der Four Play da zu sein, können wir also durchaus beobachten, dass sich durch unsere Präsenz auch kleine, wenn auch wichtige Dinge im KitKat zu ändern scheinen. Nicht desto trotz gibt es natürlich weiterhin viel Verbesserungsbedarf hinsichtlich Awareness im KitKat. Wir fordern z.B. weiterhin, dass das KitKat eigene Awareness Teams auf allen Veranstaltungen hat und sich fortan mit Betroffenen solidarisiert! Dies vor allem auch in der öffentlichen Kommunikation.
Abgesehen von unseren Motiven für die Fortführung der Awareness-Arbeit auf der Four Play möchten wir auf einige sehr wichtige Aspekte hinweisen: b-aware ist sich bewusst, dass die Anwesenheit eines ihrer Awareness-Teams den Eindruck erwecken könnte, dass eine Veranstaltung (oder sogar deren Ort) besonders sicher für Teilnehmende ist, da b-aware sonst an eher linken und saferen Orten arbeitet, mit welchen es Werte teilt.
Wir weisen mit Nachdruck darauf hin, dass im Falle von Veranstaltungen im KitKat Club aufgrund der Häufung negativer Vorfälle in der Vergangenheit, keine solche Wahrnehmung vermittelt werden soll! An dieser Stelle möchten wir diesbezüglich das Selbstverständnis unserer Arbeit erläutern: b-aware ist kein "Zertifikat", dass Veranstaltungen oder Clubs sich „einkaufen“ können. Kein Raum ist frei von antisemitischer, patriarchaler, rassistischer und anderer Gewalt, dies gilt besonders nicht für das KitKat. b-aware arbeitet auf Veranstaltungen für die Besuchenden. Dabei sind wir im engen Kontakt mit den Veranstaltenden, aber in der Regel NICHT mit den Clubbesitzenden. b-aware wünscht sich, dass alle Clubbesitzenden eigene qualifizierte Awareness-Teams anstellen, bezahlen und ständig weiterbilden. Im Falle von Übergriffen ist es die Aufgabe von b-aware den betroffenen Personen beizustehen, falls diese es wünschen. Allerdings kann durch die Anwesenheit von b-aware auf Events niemals ausgeschlossen werden, dass Übergriffe passieren. Dies gilt insbesondere für das KitKat. b-aware versteht es folglich explizit als unsere Aufgabe im Rahmen der Zusammenarbeit mit der Four play, potentielle Besuchende darauf hinzuweisen und aufzuklären, welche möglichen Risiken von Diskriminierung und Gewalt im Zusammenhang mit einem Besuch des KitKats stehen. Hierzu dient unter anderem dieses Statement.
b-aware ist bewusst, dass es für einige Schichtis aktuell nicht möglich ist an Veranstaltungen im KitKat als Awarenessperson (oder Besuchende) teilzunehmen, da für diese das KitKat kein Safer Space darstellt. Schichtis, die für b-aware an Veranstaltungen im KitKat teilnehmen, werden über vergangene Vorfälle und den aktuellen Stand informiert, um eine informierte Entscheidung (z.B. im Bezug auf eigene Betroffenheiten) zu ermöglichen.
Abgesehen von dieser klaren Differenzierung bzgl. der Zusammenarbeit, werden konkrete Maßnahmen ergriffen, die zukünftig innerhalb von b-aware umgesetzt werden: Fortan wird es ein wiederkehrendes Monitoring über die Arbeit auf der Four Play im KitKat geben. U.a. zu diesem Zweck hat sich ein Arbeitskreis aus Schichti-Personen innerhalb von b-aware gegründet. Dieser ist ansprechbar für Schichtis, Besuchenden und andere Menschen im Kontext der Four Play Veranstaltung im KitKat. Wir sind über die Mail info@b-aware-berlin.de erreichbar.
Dieses Statement legt die interne Auseinandersetzung von b-aware bezüglich der Zusammenarbeit mit der Four Play im KitKat dar. Wir hoffen, dass wir durch diese Erklärung mehr Klarheit über unsere Entscheidung, weiterhin Awareness-Arbeit in diesem Kontext zu leisten, schaffen können. Die Fortsetzung der Zusammenarbeit bedeutet keine Zufriedenheit mit den Umständen rund um das KitKat. Ganz im Gegenteil: Vielmehr ist sie das Ergebnis einer Abwägung, in der schlussendlich das Argument der besonderen Notwendigkeit an qualitativ hochwertiger Awarenss-Arbeit bei der Four Play im KitKat überwogen hat. Diese Entscheidung bezieht sich ausschließlich auf die Veranstaltung Four Play, eine Mitarbeit auf anderen Veranstaltungen im KitKat, können wir uns nicht vorstellen, u.a. weil viele nicht queerfriendly sind.
Hast du Fragen oder Feedback? Bist du unzufrieden mit diesem Statement? Dann melde dich bei der kritischen Arbeitsgruppe zur Four Play innerhalb von b-aware. Du kannst uns über Instagram bzw. info@b-aware-berlin.de erreichen. Wir freuen uns auf Austausch!